Politische Bildung: Argumentieren gegen Rechtsextremismus
Was hat ein Ge(c)ko mit politischer Bildung gemein? Und inwiefern steht die Hebamme(ntechnik) in Bezug zum Rechtsradikalismus? Bezüge, die im ersten Moment mehr als befremdlich wirken, werden nach einem Workshop mit dem Erich-Zeigner-Haus e.V. erklärbar.
In der Woche vom 12.-16.09.2022 fand in Sachsen das Projekt „Schule.Macht.Demokratie“ statt, bei dem sich unser Gymnasium um einen der begehrten Workshops politischer Bildung beworben hatte. Am Mittwoch, dem 14.09.2022, war es dann so weit:
Dr. Nils Franke gestaltete mit den beiden Geschichtsleistungskursen der Klassenstufe 12 einen Workshop mit dem Titel „Argumentieren gegen Rechtsextremismus“.
Begonnen wurde bei den Grundlagen: Wie hängen moderner Rechtsradikalismus und Nationalsozialismus zusammen? In diesem Abschnitt konnten unsere Schülerinnen und Schüler noch einmal wichtiges Wissen aus der Klassenstufe 11 wiederholen und festigen. Im zweiten Teil wurden den Historikerinnen und Historikern unseres Kurses Argumentationsstrategien vorgestellt, welche in der Auseinandersetzung mit rechtsextremen, aber auch rechtspopulistischen oder rassistischen Aussagen angewendet werden können. Dabei spielte die sogenannte Mäeutik, auch genannt Hebammentechnik, eine große Rolle: Diese „Fragekunst“, welche auf Sokrates zurückgeht, soll das Gegenüber durch gezielte Fragen selbst zu neuen Einsichten leiten. An konkreten Beispielaussagen aus Pegida- und Legida-Demonstrationen übten die Schülerinnen und Schüler, treffende Fragen zu stellen, welche einen Reflexionsprozess beim Gesprächspartner auslösen sollen. Orientiert wurde sich dabei am GEKO-Modell. Die Buchstaben stehen jeweils für einen Aspekt, der in der Aussage des Gegenübers überprüft werden kann. „G“, die Genauigkeit der Äußerung, sollte demnach hinterfragt werden, wenn der Inhalt nicht glaubwürdig erscheint.
Aber es wären nicht die Geschichtsleistungskurse, wenn nicht sogar diese Praxis kritisch hinterfragt worden wäre: Es schloss sich nämlich spontan ein Exkurs an, inwieweit das Argumentieren gegen eine extreme Meinung überhaupt sinnvoll sei. Nach dem Austausch so einiger Sichtweisen stellten wir fest, dass auch hier die Verantwortungsübernahme, nämlich die nach dem Schutz unserer demokratischen Werte, unbedingt erforderlich ist. Wir alle handeln eben auch, wenn wir nicht handeln und machen unsere Position deutlich. Eine wichtige Auseinandersetzung, die jeder mit sich in jeder Situation neu verhandeln muss.
Wir hoffen natürlich, das Gelernte möglichst selten anwenden zu müssen. Falls doch, fühlen wir uns durch den informativen, tiefgründigen und dennoch angenehm kurzweiligen Workshop in der Lage, ein klares und argumentativ fundiertes Zeichen gegen Extremismus setzen zu können.
Vielen Dank an den Erich-Zeigner-Haus-e.V., besonders an unseren Referenten Dr. Nils Franke
M. Nitsch